Cochemer "Stückelchen"
Bis heute sind die Cochemer für ihre Stückelchen bekannt. Dies sind kleine humorvolle Geschichten und Geschichtchen über die Cochemer Bürger, erzählt mit viel Humor und einem Augenzwinkern.
Die Erfrischung
Eines Tages fuhr der Landesherr wieder mit der Kutsche von Trier nach Koblenz. Es war ein herrlicher Sommertag und weil es ihn dürstete, schickte er einen Reiter voraus und ließ die Cochemer bitten, ihm eine Erfrischung bereit zu halten. Eine Erfrischung - dachten die Cochemer - da konnte es sich bei der Hitze nur Wasser handeln. Als getreue Untertanen hielten sie die Feuerspritze bereit, und als der Kurfürst ausstieg, um die Erfrischung in Empfang zu nehmen, da setzten sie den Feuerwehrschlauch auf ihn an und spritzen, was das Zeug hielt.
Der hohe Herr stand entsetzt im Wasserschwall, hob die Hände und winkte mit dem Taschentuch ab. Die Cochemer deuteten das Winken in ihrem Sinne und wähnten, der Kurfürst winke, weil ihm die Erfrischung gefalle. Sie riefen Vivat und pumpten mit verdoppelter Kraft, um den Landesvater abzukühlen. Der wusste sich nicht anders zu helfen, sprang in seinen Wagen und raste aus der Stadt hinaus.
Seit der Zeit soll kein Kurfürst mehr die Cochemer um eine Erfrischung gebeten haben.
Die Kuh
Auf der Stadtmauer, die seit 1332 das Städtchen umschloss, die aber nach der furchtbaren Zerstörung Cochems im Jahre 1689 durch die Franzosen nicht mehr benutzbar und vernachlässigt wurde, wuchs in jedem Frühjahr frisches Gras, an dessen Verwendung bisher niemand gedacht hatte.
Ein schlauer unter den Stadtvätern war der Meinung, dass es unverantwortlich sei, dieses Gras verkommen zu lassen. Um es für die Stadt nutzbringend zu verwerten, wurde eine Stadtkuh angeschafft.
Doch jetzt stellte sich die Frage, wie kommt die Kuh zu dem Gras auf der Stadtmauer? Zum Glück fehlte es nicht an weiteren weisen Männern im Stadtrat. Sie machten den Vorschlag, der Kuh einen Strick um den Hals zu legen und sie auf die Stadtmauer hinaufzuziehen. Man war sofort damit einverstanden und zog gemeinsam die Kuh auf die Stadtmauer hoch. Auf dem halben Weg nach oben streckte das arme Vieh bereits die Zunge heraus und alle freuten sich, das Tier lecke sich bereits das Maul vor Freude. Aber - oh weh -, die langen Gesichter hinterher. Als sie die Kuh auf der Stadtmauer hatten, stellten sie fest, dass sie tot war.